FEUERVERZINKEN
01 | 2015

1

Prototyp

Aktivhaus B10

Ressourcenminimal, recycelbar, feuerverzinkt

Feuerverzinkt: Die Stahlstützen der Punktfundamente und der Stahlrahmen, auf dem das Gebäude steht.

Manches am Aktivhaus B10 erinnert an einen James-Bond-Film. Zum Beispiel die hochklappbare Terrasse, die bei Abwesenheit als Fassadenelement Wärmeverluste minimiert und sich automatisch wieder in die Horizontale bewegt, wenn sich das Auto des Hausherrn oder der Hausherrin dem Gebäude nähert. Im Gegensatz zu den 007-Spielereien ist die selbstlernende Technik des Aktivhauses jedoch nachhaltigkeitsgetrieben.


B10 ist wie alle Forschungs­gebäude von Werner Sobek ressourcenminimal entworfen und vollkommen recycelbar.

2

B10 erzeugt doppelt so viel Strom aus nachhaltigen Energiequellen wie es selbst benötigt. Mit dem Überschuss versorgt es zwei Elektroautos und das Weißenhofmuseum, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet. B10 liegt nämlich im Herzen der Stuttgarter Weißenhofsiedlung und trägt seinen Namen aufgrund der Adresse Bruckmannweg 10. Umgeben von Bauhaus-Gebäuden weltberühmter Architekten wie Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier zeigt sich B10 ebenso innovativ wie diese vor rund 90 Jahren. Geplant hat es der Architekt und Ingenieur Prof. Werner Sobek.

B10 verzahnt die Energiesysteme von Elektromobilität und Gebäuden zu einem integral gesteuerten Gesamtsystem. Es vereint somit die Lade-infrastruktur und die Anlagentechnik für die Erzeugung, die Speicherung und das Management von Energie in einem zentralen Element – B10 wird hierdurch zum Bindeglied zwischen Nutzer, Gebäude und Fahrzeug. Angepasst an den erlernten Tagesrhythmus der Nutzer sorgt das Energiemanagement dafür, dass das Elektroauto rechtzeitig und ausreichend geladen ist. Nach dem Verlassen des Gebäudes werden alle Haustechniksysteme in den Energiesparmodus gefahren. Umgekehrt bereitet sich das Gebäude auf die Rückkehr der Nutzer vor. Nähert sich eines der zum Aktivhaus gehörenden Elektroautos, erkennt das Energiemanagement anhand der Geoposition des Fahrzeugs, wann der richtige Moment zum Aufheizen oder Kühlen ist, damit die Wohnräume bei der Ankunft angenehm klimatisiert sind. Wenn das Auto nur noch wenige Meter vom Gebäude entfernt ist, öffnet sich das Tor, werden die Lichter eingeschaltet und die Jalousie in Wunschposition gefahren.

Das Gebäude bietet auch wichtige konstruktive Neuerungen. Innerhalb weniger Monate wurde das Aktivhaus geplant und industriell vorgefertigt und dann innerhalb eines Tages vor Ort montiert. Zu den diversen baulichen Innovationen des Gebäudes zählt z.B. der Einsatz eines nur 17 mm dicken Vakuumglases. Weitere wichtige Innovationen sind die Installation eines vorgefertigten Technik-Racks mit zentralem Leitungsbaum oder klappbare Fassadenelemente, die eine Doppelfunktion als Terrasse erfüllen. Feuerverzinkter Stahl kam ebenfalls zum Einsatz. Die Stahlstützen der Punktfundamente sowie der Stahlrost, auf dem das Gebäude steht, wurden ebenso feuerverzinkt ausgeführt wie die bewegliche Stahl-Unterkonstruktion der klappbaren Terrasse.

B10 ist wie alle von Werner Sobek entworfenen Forschungsgebäude ressourcenminimal und vollkommen recycelbar. Es erfüllt alle Anforderungen des Triple Zero Standards: Das Gebäude erzeugt mehr Energie als es selbst benötigt (zero energy), verursacht keinerlei Emissionen (zero emissions) und kann ohne Rückstände in den Stoffkreislauf rückgeführt werden (zero waste).

4
Auch die Stahlunterkonstruktion der klappbaren Terrasse wurde feuerverzinkt ausgeführt.