FEUERVERZINKEN
01 | 2016

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Mondän baden

am Berg

Erdbebensicheres Erlebnisbad mit feuerverzinktem Dachtragwerk

Skulptural wie eine Lanschaftsscholle geformt: Das mondäne Wellnessbad in Courchevel

In Courchevel, einem mondänen Skiort in den französischen Alpen, wurde im Dezember 2015 ein ebenso mondänes Erlebnisbad eröffnet. Es befindet sich in einer Talsenke zwischen zwei Bergstationen und bietet spektakuläre Panoramen auf die umgebende Bergwelt. Entworfen wurde das Bad von Auer Weber Architekten.

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Die konkave Glasfassade erlaubt vielfältige Einblicke in das Wellnessbad.

Dachlandschaft als 5. Fassade

Das von den umgebenden Berghängen aus gut sichtbare Bad wurde behutsam topographisch integriert. Der Eingriff in die Natur wurde so gering wie möglich gehalten. Das Bild der fünften Fassade, der Dachlandschaft und ihrer Einbindung in die Umgebung, spielt dabei eine entwurfsbestimmende Rolle. Die Berglandschaft beeinflusst das organische Formenspiel der Gebäudehülle. Die wie eine Landschaftsscholle geformte Skulptur des Dachschirms bietet genügend Raum, um die zahlreichen Funktionen des Bades aufzunehmen. Einschnitte, die durch linsenförmig aufgewölbte Kuppelelemente in der Dachfläche betont werden, versorgen das Gebäudeinnere mit natürlichem Licht.

Feuerverzinktes Dachtragwerk

Der Dachschirm mit Abmessungen von 120 m x 80 m wurde als geometrisch komplexes räumliches Stahl-Fachwerk ohne Dehnungsfugen realisiert, das den Anforderungen großer Schneelasten mit durchschnittlich 650 kg/m2 und der Lage in einer Erdbebenzone gerecht werden musste. Die 2 m hohen Fachwerkträger kreuzen sich alle 4,4 Meter und werden sowohl architektonischen als auch statischen Anforderungen gerecht. Bollinger + Grohmann Ingenieure waren für die Tragwerksplanung der Stahldachkonstruktion verantwortlich.

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Bollinger + Grohmann wurden für das feuerverzinkte Stahltragwerk beim Global Galvanizers Award 2015 ausgezeichnet.
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Die Architektur verschmilzt durch die Verwendung moderner Materialien und Bauweisen mit der Umgebung.

Aus korrosionsschutztechnischer Sicht ist die Stahlkonstruktion einerseits aufgrund des Schwimmbadbetriebes einer permanenten Chloridbelastung ausgesetzt. Andererseits wird der Korrosionsschutz im Bereich der Gelenke der erdbebensicheren Stahlkonstruktion mechanisch belastet. Die gesamte Stahlkonstruktion wurde deshalb durch Feuerverzinken vor Korrosion geschützt, da nur eine Feuerverzinkung beiden Anforderungen gerecht wird. Da die Schichtdicke einer Feuerverzinkung einen zentralen Einfluss auf die Schutzdauer besitzt, wurden Stähle mit einem erhöhtem Silizium-Gehalt verwendet, die beim Feuerverzinken höhere Zinkschichtdicken erreichen.

Eine konkave Glasfassade erlaubt vielfältige Einblicke in das Bad. Besucher des Bades werden in der dreigeschossigen Eingangshalle empfangen. Sie steht sowohl mit dem Außenbereich als auch mit den Schwimmbecken in Sichtbeziehung und dient der Erschließung des unteren Empfangsbereichs, der Umkleideräume sowie des Restaurantbereiches, der über mehrere Ebenen geht.

Von der oberen Etage des Restaurants blickt man sowohl auf die tiefer gelegene Badezone als auch auf das Bergpanorama im Norden. Im Osten entwickelt sich die eigentliche Wasser- und Freizeitlandschaft des Bades. Alle Aktivitäten und Attraktionen sind somit überschaubar, alle wichtigen Funktionen und Ausblicke visuell und räumlich vernetzt: Familienspaß im unteren Bereich, Wellness im oberen mit Blick über den Spaßbereich und das grandiose Mont-Blanc-Massiv.

Das neue Bad ist die selbstbewusste bauliche Antwort auf die außergewöhnlichen Gegebenheiten, die alpines Bauen von jeher beeinflussen. Die Tradition ursprünglich alpinen Bauens wird weitergeführt, die Architektur verschmilzt durch die Verwendung moderner Materialien und Bauweisen mit der Umgebung.

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