FEUERVERZINKEN
02 | 2016

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Gewelltes

Blech

Der Ursprung der feuerverzinkten Fassade

Die feuerverzinkten Wellblechbänder übernehmen Außenwand- als auch Innenwandfunktionen.

Seit einigen Jahren werden zunehmend Fassaden aus feuerverzinktem Stahl in der Architektur eingesetzt. Als Gebäudehülle für Museumsbauten oder anspruchsvolle Wohn- und Hochhäuser bewegt sich feuerverzinkter Stahl mittlerweile sogar mit Luxuswerkstoffen wie Naturstein auf Augenhöhe. Neu sind feuerverzinkte Fassaden jedoch eigentlich nicht. Ihr Ursprung geht auf das feuerverzinkte Wellblech zurück.


Der japanische Architekt Shuhei Endo verwendet feuerverzinktes Wellblech als Fassaden- und Gestaltungselement.

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Die Geschichte des Wellbleches ist eng mit der Geschichte des Feuerverzinkens verbunden. Im Jahr 1829 erhielt der englische Ingenieur Henry Palmer ein Patent für Wellbleche, die jedoch aufgrund der damaligen wenig leistungsfähigen Beschichtungssysteme bereits nach einigen Jahren Durchrostungen aufwiesen. Ab 1837 wurde mit Hilfe des Korrosionsschutzes durch Feuerverzinken das Problem dauerhaft gelöst. Der Ingenieur Stanislaus Sorel ermöglichte dem Feuerverzinken durch sein Patent zur Vorbehandlung von Stahl- und Eisenteilen erstmals eine breite, industrielle Anwendung. Wellbleche gehörten zu den ersten feuerverzinkten Bau-Serienprodukten und wurden durch Feuerverzinken zu einem langlebigen Bauelement.

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Erste Bauwerke mit Wellblech-Tafeln fanden sich vor allem in Großbritannien. Noch heute gibt es in England Bauten wie die Londoner Paddington Station des Ingenieurs Isambard Kingdom Brunel, bei denen vergleichsweise früh Wellblech in Kombination mit einer Stahlunterkonstruktion planerisch und ingenieurtechnisch umgesetzt wurde. In Kontinentaleuropa fand Wellblech, bis auf wenige Ausnahmen historisch eher Verwendung beim Bau von Fabrikhallen und Gebäuden mit geringer gesellschaftlicher Bedeutung. Während des 1. Weltkrieges entwickelte der kanadische Ingenieur Peter N. Nissen die sogenannte Nissenhütte für das englische Militär. Eine leichte Stahlkonstruktion mit einem halbkreisförmigen Dach, eingedeckt mit Wellblech, die von vier Männern in vier Stunden aufgebaut werden kann.


Frank O. Gehry verwendete feuerverzinktes Wellblech für seine Bauten.

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Nach dem zweiten Weltkrieg geriet Wellblech als Bauelement zunehmend in Vergessenheit, um Ende der 60er Jahre wiederentdeckt zu werden. Maßgeblich zur Renaissance des Wellbleches in der Architektur trug Frank O. Gehry mit seinen spektakulären Konstruktionen bei. Das bis dato wenig elitäre Baumaterial wurde geadelt.


Die Gehry Residence mit feuerverzinkter Wellblechfassade erhielt den Twenty-five Year Award des American Institute of Architects.

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So verwendete Gehry für das Haus und Studio des Künstlers Ron Davies feuerverzinktes Wellblech als Fassadenbekleidung sowie für sein eigenes Haus, ein von ihm in den 70er Jahren umgestalteter Bungalow aus dem Jahr 1920. 2012 wurde die sogenannte Gehry Residence mit dem Twenty-five Year Award des American Institute of Architects für beständige Architektur ausgezeichnet. Auch der japanische Architekt Shuhei Endo setzt seit Ende der 90er Jahre ebenfalls feuerverzinktes Blech als Fassaden- und Gestaltungselement in vielfältiger Form ein. Er hüllt angelehnt an die japanische Tradition der Kalligrafie seine Gebäude in endlose Blechbänder ein, die Außenwand- als auch Innenwandfunktionen übernehmen.

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