FEUERVERZINKEN
03 | 2015

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Setz-

kasten

Feuerverzinkte Fassade des Keramikmuseums in Sevilla

Die vorgehängte Fassade dient der ­Verschattung.

Die Fassade des Keramikmuseums in Sevilla wirkt auf den ersten Blick rein ornamental. Doch über die Schmuckhaftigkeit hinaus übernimmt die vorgehängte Gebäudehülle auch Verschattungsfunktionen und dient dem Schutz vor der gleißenden Sonne Andalusiens.

Das Keramikmuseum in Sevilla befindet sich in dem komplexen Gebäude-Ensemble der ehemaligen Keramikmanufaktur »Cerámica Santa Ana Rodríguez Díaz«. Die Manufaktur wurde in den siebziger Jahren geschlossen. Seit 1999 steht sie unter Denkmalschutz. Der Entwurf für das Keramikmuseum stammt vom spanischen Architekturbüro AF6 Arquitec.
Er sieht einen behutsamen Umgang mit dem Gebäudebestand vor, der teilweise aufgestockt wurde.

Das markanteste Gestaltungselement des Museums ist die seine vorgehängte Fassade. Rund 10000 Keramik-Elemente in Hülsenform „lagern“ in „Regalen“ aus feuerverzinktem Stahl. Die Durchmesser der Hülsen liegen zwischen 10 und 30 Zentimetern. Sie korrespondieren farblich mit den Ziegelwänden der Bestandsgebäude. Die silbrig-glänzenden Oberflächen der feuerverzinkten „Regale“ harmonieren hervorragend mit den Keramikelementen. Durch unterschiedliche Raster-Breiten und Höhen der „Regalböden“ entsteht ein spannungsreiches und doch in sich ruhenden Fassadenbild.


Die Fassade zitiert die ornamentalen Fenster- und Fassadengitter der andalusischen Architektur.

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Die markante Fassade filtert das Licht und schützt dahinterliegende Räume vor der direkten Sonneneinstrahlung. Die Dichte der Keramikelemente variiert abhängig von der Himmelsrichtung und ist an den südlich liegenden Fassadenseiten am größten. Aus bautechnischer Sicht ist anzumerken, dass die gewählte Konstruktion aufgrund des deutlich steileren Sonnenstands in Andalusien eine sehr gute Verschattung gewährleistet. In den Breitengraden Deutschlands würde die flach stehende Sonne durch die Keramikhülsen durchscheinen.

Mehr Informationen zu feuerverzinkten Fassaden unter: www.feuerverzinken.com/fassaden

Gestalterisch macht die Fassade Anleihen an die regionale Bautradition. Sie zitiert die dekorativen Fenster- und Fassadengitter der durch arabische Einflüsse gekennzeichneten­ Architektur Andalusiens, Maschrabiyya genannt. Sie dienen ebenfalls als Verschattungselemente. Gleichzeitig wird ein Bezug zur örtlichen Keramikproduktion hergestellt, bei der Keramiken auf ähnliche Weise gestapelt und gelagert wurden.

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