FEUERVERZINKEN
02 | 2015

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Pritzkerpreis

für Frei Otto

Der Vater der Leichtbauweise verwendete feuerverzinkten Stahl

Frei Otto wurde mit den
Pritzkerpreis 2015
ausgezeichnet.

Am 9. März 2015 verstarb der Architekt Frei Otto im Alter von 89 Jahren. Einen Tag später gab das Pritzker-Preiskomitee die Wahl des Visionärs für den Pritzkerpreis 2015 bekannt. Otto ist der zweite deutsche Preisträger des renommierten „Architekturnobelpreises“.

Die Jury begründete ihre Wahl mit den Worten, Otto sei nicht nur Architekt, sondern auch „Forscher, Erfinder, Form-Finder, Ingenieur, Baumeister, Lehrer, Mitarbeiter, Umwelt-Aktivist, Humanist und Schöpfer unvergesslicher Gebäude und Orte“ gewesen. Otto der selbst über sich sagte „Ich habe wenig gebaut. Ich habe aber viele „Luftschlösser“ ersonnen“, war einer der bedeutendsten Architekten und Architekturtheoretiker des 20. Jahrhunderts. Berühmt wurde er vor allem, weil er die Leichtigkeit in die Architektur brachte. Dachkonstruktionen wie das Sternwellenzelt im Kölner Tanzbrunnen aus dem Jahr 1957, die Seilnetzdächer für das Olympiagelände in München oder die Voliere des Zoos in Hellabrunn gehören bereits heute zur Architekturgeschichte. Das von ihm im Jahr 1964 gegründete „Institut für Leichte Flächentragwerke“ der Universität Stuttgart, das heute von Werner Sobek unter dem Namen „Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren“ weitergeführt wird, hatte und hat Weltruf.

Frei Otto, der auch zu den Vordenkern des nachhaltigen Bauens gehörte, verwendete an seinen Bauten auch feuerverzinkten Stahl. Hierzu gehört zum Beispiel sein eigenes Wohnhaus in Warmbronn, die Voliere des Zoos in Hellabrunn aus dem Jahr 1980 oder die noch junge Brückenfamilie bei Mechtenberg und Schwarzbach im Ruhrgebiet.

Frei Otto ist der erste Pritzker-Preisträger der seine Auszeichnung nicht persönlich entgegen nehmen konnte, da der Preis an lebende Architektengrößen verliehen wird. Otto hat vor seinem Tod noch von der Ehrung erfahren und diese mit den Sätzen kommentiert: „Ich habe nie etwas getan, um diesen Preis zu erhalten“ und „Das Gewinnen von Preisen ist nicht mein Lebensziel. Ich versuche, armen Menschen zu helfen. Aber was soll ich sagen, ich bin sehr glücklich.“

Casehistory: Vogelvoliere Hellabrunn

1980 entstand auf einer Fläche von 5000 m² die Vogelvoliere des Tierparks Hellabrunn. Die von Frei Otto mit Jörg Gribl und Ted Happold geplante Voliere wurde im Juli 2015 durch das Institut Feuerverzinken inspiziert. Nach 35 Jahren zeigten sich die feuerverzinkten Pylone der Voliere in einem sehr guten Zustand und wiesen noch immer Zinkschichtdicken von mehr als 220 Mikrometer auf. Damit ist ein Schutz für viele weitere Jahrzehnte gewährleistet.

Bonus-Bildmaterial
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Leicht und feuerverzinkt: Die Voliere des Zoos in Hellabrunn.
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Die feuerverzinkte Voliere plante Frei Otto zusammen mit Jörg Gribl und Ted Happold.
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Modular und feuerverzinkt: Die Brückenfamilie bei Mechtenberg und Schwarzbach.