FEUERVERZINKEN
01 | 2014

Dauerhafte

Ein-Werkstoff-Fassade

Feuerverzinkter Stahl im Fassadenbau


1


Im Fassadenbau kommt eine Fülle von Materialien zum Einsatz. Unterkonstruktion, Verbindungsmittel und Fassadenbekleidung bestehen zumeist aus unterschiedlichen Werkstoffen. Derartige Mischkonstruktionen sorgen unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten langfristig für erhebliche Probleme. Denn trotz Verwendung nachhaltiger Baustoffe entstehen durch ihren Verbund am Ende des Lebenszyklus einer Fassade nicht selten Baumischabfälle, die nicht oder nicht wirtschaftlich trennbar sind. Selbst leicht recycelbare Materialien können als Verbundwerkstoff so ihre eigentlich positiven Umwelteigenschaften verlieren. Das Ganze ist nicht identisch mit der Summe seiner Teile.

Eine Alternative bieten Fassaden aus feuerverzinktem, das heißt stückverzinktem Stahl. Sie sind in DIN 18516-1, der Norm für hinterlüftete Fassaden geregelt. Gemäß DIN 18516-1 dürfen sowohl die Tragkonstruktion als auch die Bekleidung und die Verbindungs- und Befestigungselemente einer Fassade feuerverzinkt ohne zusätzliche Beschichtungen ausgeführt werden. Somit ist eine Reduktion auf einen Werkstoff möglich und das spätere Recycling ohne aufwändiges Trennen der verschiedenen Fassadenelemente realisierbar. Das Recycling von feuerverzinktem Stahl erfolgt zusammen mit anderen Stahlschrotten im Rahmen der Stahlerzeugung. Das Zink wird hierbei im Filterstaub aufgefangen, recycelt und der primären Zinkproduktion zugeführt. Sowohl Stahl als auch Zink können ohne Qualitätsverlust ­(Downcycling) beliebig oft wiederverwertet werden.


Feuerverzinkte Blechfassaden können auch wie abgebildet individuell perforiert werden.

2


Wartungsfrei für mehr als 50 Jahre

Doch nicht nur beim Recycling bieten feuerverzinkte Fassaden deutliche Vorteile. Die für Baustoffe geforderte Dauerhaftigkeit wird von feuerverzinkten Stählen zumeist deutlich überschritten. Feuerverzinkte Bauteile an Gebäuden können in der Regel ohne Instandhaltungen mehr als 50 Jahre genutzt werden. Dies belegt auch die Tabelle „Nutzungsdauern von Bauteilen zur Lebenszyklusanalyse“ des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB), das vom „Bundesbauministerium“ entwickelt wurde.

Im Zusammenhang mit der Dauerhaftigkeit von Fassaden stellt sich auch die Frage der Instandhaltung und Wartung und den damit verbundenen Umweltauswirkungen, die sowohl unter funktionalen als auch ästhetischen Gesichtspunkten beantwortet werden muss. Eine Fassade ist mehr als ein reiner Wind- und Wetterschutz, sie dient in der Regel auch Repräsentationszwecken. Optische Veränderungen der Fassadenbekleidung im Zeitverlauf werden nur akzeptiert, wenn sie als natürlicher Alterungsprozess empfunden werden. Die Bezeichnung „Patina“ bringt diese akzeptierte Veränderung zum Ausdruck. Das Vergrauen, Verblassen oder Auskreiden von beispielsweise homogenen Farboberflächen wird im Gegenteil dazu zumeist als unansehnlich empfunden und als Mangel wahrgenommen.


Lamellenfassaden schützen vor Blicken und Sonne.

3


Eine Überarbeitung oder gar Erneuerung derartiger Fassadenbekleidungen aus ästehtischen Gründen ist vorprogrammiert, obwohl sie noch voll funktionsfähig sind. Fassaden aus feuerverzinktem Stahl verursachen hingegen keinerlei Folgeaufwendungen für die Instandhaltung und Wartung. Sie erfüllen dauerhaft funktionale Aspekte. Die optische Veränderung von feuerverzinkten Oberflächen, die als Folge der Bewitterung eine schützende Patina ausbilden und im Zeitverlauf matter werden, wird als positiv angenommen, sodaß auch aus ästhetischer Sicht die Dauerhaftigkeit gewährleistet ist.

Umweltproduktdeklaration belegt Nachhaltigkeit

Für feuerverzinkte Baustähle gibt es eine Umweltproduktdeklaration, die objektive Daten und Fakten über die Produktauswirkungen auf Mensch und Umwelt liefert und die Nachhaltigkeit von feuerverzinktem Baustahl belegt (siehe dieser Artikel).

Feuerverzinkte Fassaden werden zumeist als Blech-, Gitterrost-, Streckmetall- oder Lamellenfassaden realisiert:


  • Feuerverzinkte Fassadenbleche
  • Feuerverzinkte Fassadenplatten sind auch eine Alternative zu Zinkblechfassaden. Sie können großflächiger eingesetzt werden und schaffen glattere Fassaden, deren Oberflächen lebhafter wirken.

  • Feuerverzinkte Gitterrostfassaden
  • Als Fußabtreter beweist der Gitterrost seit langem seine Belastbarkeit. Als Fassadenelement wird er erst seit wenigen Jahren eingesetzt. Eine Gebäudehülle aus feuerverzinkten Gitterrosten wird hohen Gestaltungsansprüchen gerecht, hält Vandalismusangriffen stand und macht Graffiti-Attacken sinnlos.

  • Feuerverzinkte Streckmetallfassaden
  • Streckmetallfassaden verhüllen ein Gebäude im wahrsten Sinne des Wortes, lassen schemenhafte Blicke hinter die „Fassade“ zu und spielen mit der Transparenz.

  • Bewegliche Fassadensystem aus feuerverzinktem Stahl
  • Immer größere Fensterflächen schaffen helle und sonnendurchflutete Räume, aber auch das Problem des Sicht-, Sonnen-, Blick- und Blendschutzes. Eine gute Lösung stellen bewegliche Lamellen-Fassadensysteme dar. Sie werden vor der eigentlichen Glasfassade angebracht und können der Jahres- und Tageszeit angepasst ausgerichtet werden.


    Feuerverzinktes Streckmetall spielt mit der Transparenz.

    4


    Feuerverzinkte Fassaden fachgerecht ausschreiben

    Feuerverzinkte Fassaden sollten fachgerecht ausgeschrieben werden, damit sie seitens des ausführenden Unternehmens feuerverzinkungsgerecht konstruiert und gefertigt werden und auch den optischen Anforderungen entsprechen können. Auch eine vorherige Abstimmung zwischen dem ausführenden Unternehmen und der Verzinkerei ist sinnvoll. Ausschreibungstexte für feuerverzinkte Fassaden stehen unter fv.lc/fassaden als Download zur Verfügung.

    Fazit

    Feuerverzinkte Fassaden erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei Architekten und Bauherren. Sie sind optisch ansprechend, dauerhaft und nachhaltig. Sowohl die Fassadenbekleidung als auch die Unterkonstruktion und die Verbindungsmittel können feuerverzinkt ausgeführt werden.

    Bonus-Bildmaterial
    5
    Feuerverzinkte Blechfassade (Reiser und Partner Architekten, Bochum)
    6
    Geätzte, feuerverzinkte Blechfassade (L3P Architekten ETH FH SIA AG, Regensberg)
    7
    Feuerverzinkte Stahlschindeln
    8
    Gitterrostfassade
    9
    Feuerverzinkte Blechfassade (Love architecture, Graz)