FEUERVERZINKEN
03 | 2012

City Parkhaus

„experimenta”

Freundlich, offen und feuerverzinkt

Die Stuttgarter Architekten Petry und Wittfoth haben bereits mehrfach durch herausragende Parkhausbauten auf sich aufmerksam gemacht. Auch das von ihnen entworfene Parkhaus „experimenta“ in Heilbronn besticht durch eine außergewöhnlich hohe gestalterische und funktionale Qualität.

Den Architekten ist es gelungen ein hocheffizientes Parksystem zu schaffen, das sich gut als Funktionsgebäude in die besondere stadträumliche Situation einfügt. Der Effizienzanspruch bezieht sich auf Klarheit und Übersichtlichkeit der Wegeführungen, auf Freundlichkeit und Offenheit des Baukörpers und auf Farbgebung und Lichtführung in den Ebenen - mit anderen Worten, es ging um die positive, räumliche Gesamtatmosphäre. Die außergewöhnliche Lage des Parkhauses zwischen der Heilbronner Innenstadt und der neu entstehenden Parkanlage für die „Bundesgartenschau Heilbronn 2019“ gaben Anlass für die zeichenhafte Betonung des Gebäudes.

Die Baumasse des neuen Parkhauses ist aufgebrochen und in zwei Gebäudeflügeln, die über feuerverzinkte Rampen und ein zentrales Treppenhaus miteinander verbunden sind, organisiert. Das Parken im d‘Humy- System schafft hierfür die positiven Voraussetzungen. Horizontale und vertikale Elemente wie Höfe, Moosgarten und Treppenhäuser sind in die Baustruktur eingefügt und mit dem Gebäude verwoben. Die offenen Innenhöfe schieben sich als dreidimensional erlebbare Lichträume zwischen die Gebäudeteile und schaffen so ein räumliches Erlebnis. Sie sind in Teilen begrünt und werden durch einen Moosgarten miteinander verbunden. Leichte, aus feuerverzinkten Gitterrosten bestehende Brücken, verbinden die beiden Baukörper miteinander.


Vielfältig am Parkhaus „experimenta“ eingesetzt: Feuerverzinkter Stahl.



Das zentral gelegene Haupttreppenhaus mit Aufzug, erschließt das Gebäude. Die Nebentreppenhäuser befinden sich an den Stirnseiten im Norden und Süden. Sie dienen als Fluchttreppenhäuser. Als Autofahrer erreicht man das Parkhaus von Norden. Hier liegt die Ein- und Ausfahrt, dem Wohnen abgewandt. Sämtliche Ebenen werden im Uhrzeigersinn erschlossen, verlassen werden sie in gegenläufiger Richtung. Fahr- und Fußgängerverkehr sind weitestgehend voneinander getrennt. Die Fußgängerströme bewegen sich eher im Osten, im Bereich des Wilhelms­kanals. Der Fahrverkehr bewegt sich auf der Westseite in Richtung Bahnhof. Gleich einer Karosserie legt sich die Fassade um die nach außen gewandten Seiten des Baukörpers. Durch ihre offene, geometrische Struktur entstehen Schichtungen in die Tiefe. Der große Lochanteil in den Blechen sichert ein hohes Maß an Transparenz und Durchlässigkeit. Die Bleche sind in hellen, freundlichen Farben lackiert, die Unterkonstruktion ist feuerverzinkt.

Zum Innenhof bleibt das Gebäude offen. Rankgerüste aus Spannseilen verbinden das Grün des Moosgartens mit dem Gebäude. Eine leichte Dachkonstruktion auf dem westlichen Gebäudeflügel bildet den oberen, baukörperlichen Abschluss. Hier ist eine Photovoltaikanlage zur Energiegewinnung installiert. Der Baukörper besteht im Grundriss aus zwei 5- geschossigen Gebäudeflügeln, die 16m breit, 78 m lang und mit Abstand von 5- 13 m zueinander angeordnet sind. Die Parkebenen sind durch Rampen aus feuerverzinkten Gitterrosten miteinander verbunden.


Korrosionsschutz für Parkhäuser aus Stahl - Beschichten oder Feuerverzinken?
13:01 Minuten

Die Planung weist insgesamt 495 Stellplätze aus. Sie sind 5,00 m lang und 2,50 m breit. Die Fahrgasse hat eine Breite von 6,00 m. Das feuerverzinkte und beschichtete Stahltragwerk mit seinen schlanken Stahlstützen und horizontalen Stahlträgern dient der gefalteten Lochblechfassade als Grundkonstruktion. Es überspannt die Parkgassen frei, so dass das Rangieren und Gehen zwischen den Fahrzeugen nicht durch Stützen gestört wird. Die Parkebenen gewinnen dadurch an Groß­zügigkeit und Übersichtlichkeit. Das Gebäude ruht in sich, ist zeichenhaft und schafft dabei neue räumliche Zusammenhänge zwischen innen und außen.

Bonus-Bildmaterial

Korrosionsschutz in Parkhäusern

Parkhäuser aus Stahl weisen bezüglich des Korrosionsschutzes einige Besonderheiten auf. Ihre Stahlkonstruktion ist nämlich extremen Zusatzbelastungen ausgesetzt, denen der leistungsfähige Korrosionsschutz durch Feuerverzinken aber gerecht wird. Zu den typischen korrosiven Zusatzbelastungen in Parkhäusern gehört vor allem eine regelmäßige, starke Befeuchtung, da Fahrzeuge Niederschläge wie Regen und Schnee in das Parkhaus einschleppen. Regen und Schnee vermischen sich mit an den Fahrzeugen anhaftenden Verschmutzungen wie Ölresten und enthalten im Winter nicht selten aggressiv wirkende Tausalze. Besonders korrosionsgefährdet sind die Verbindungs- und Übergangsbereiche zwischen der Stahlkonstruktion und den Betondecken, da hier der Kontakt mit dem hochkorrosiven Feuchtigkeitsmix unvermeidbar ist. Typisch für Parkhäuser ist auch, dass es beim Befahren sowie beim Ein- und Ausparken durch Unachtsamkeiten regelmäßig zu mehr oder weniger starken unerwünschten „Rempeleien“ zwischen den Fahrzeugen und den Stützen der Stahlkonstruktion kommt. Eine hohe mechanische Belastbarkeit des Korrosionsschutzes ist deshalb ebenfalls erforderlich.