FEUERVERZINKEN
02 | 2012

Velodrom

Olympia 2012

Mit verzinkten Seitnetzknoten made in Germany

Rennräder bestechen durch ihre technikorientierte Ästhetik und zeichnen sich durch hocheffiziente, leichte und minimalistische Konstruktionen aus. Die Konzentration auf das Wesentliche steht im Vordergrund, Überflüssiges fehlt - weniger ist mehr. Genau diese Eigenschaften gelten auch für das Velodrom der Olympiade 2012 in London.

Hopkins Architects und Expedition Engineering, den Wettbewerbsgewinnern für den Bau des Velodroms, ist ein atemberaubendes Gebäude gelungen. Es ist schlicht und doch komplex in seiner Gestaltung und schmiegt sich leicht und fließend in seine Umgebung ein. Das doppelt geschwungene Dach des Velodroms sitzt auf einer wellenförmigen Konstruktion, die die Bahn und die Sitzbereiche umschließt. Die fast schwebende Dachform hat dem Velodrom, angelehnt an die Marken-Kartoffelchips den Spitznamen „Pringle“ eingebracht.

Das Velodrom fügt sich harmonisch in sein Umfeld ein. Foto: London 2012

Bereits in der Entwurfsphase fiel die Wahl auf eine Ringseil-Dachkonstruktion, da diese für die geplante Form und Spannweite des Dachs am besten geeignet ist. Eine besondere Herausforderung bestand darin, eine Konstruktion zu entwickeln, die die hohen Spannkräfte des Ringdachs gleichmäßig verteilt. Normalerweise wird hierzu ein großer Kompressionsring rund um die Dachkonstruktion gespannt. Dies wäre jedoch nicht mit dem Leichtbaukonzept vereinbar gewesen, das die Architekten und Ingenieure für das Gebäude vorgesehen hatten. Also konstruierte man kurzerhand die obere Sitztribüne und die gesamte Konstruktion darunter so, dass sie die gleichmäßige Verteilung der Seilkräfte unterstützen. Das hat den Vorteil, dass nur ein kleiner Ringbalken benötigt wurde. Für die integrierte Konstruktion musste zudem erheblich weniger Stahl verbaut werden, was die Kosten senkte.

Das Gesamtgewicht der Dachkonstruktion beträgt nur 30kg/m2. Foto: London 2012

Die Seilnetzkonstruktion besteht aus paarigen, verzinkten Spiralseilen mit 36 mm Durchmesser, die im Abstand von 3,6 m gespannt und an jedem Kreuzungspunkt mit feuerverzinkten, geschmiedeten Stahlknoten verbunden wurden. Die Seile sind vorgespannt, sodass die Dachkonstruktion in allen Belastungssituationen stabil und die Spannung erhalten bleibt. 16 km Stahlseil wurden zur Baustelle gebracht, auf dem Boden ausgelegt und zu einem Netz mit ca. 1.000 Knoten verbunden. Erst danach wurde das Netz auf Dachhöhe montiert. Die Bauzeit für die Seilnetzkonstruktion vor Ort betrug nur acht Wochen.

Nachdem das Netz schließlich in Position gebracht war, setzte man die vorgefertigten Dachplatten aus Holz mit dem Kran auf und montierte den Rest des Daches. „Das Dach besteht aus ca. 100 Tonnen Stahl und ist damit so leicht konstruiert worden, wie es möglich war, ohne auf geplante Details verzichten zu müssen“, sagt Mike Taylor von Hopkins Architects. Die doppelte Seilnetz-Dachkonstruktion des Velodroms ist das innovativste Merkmal des Projekts und mit ein Grund für seinen geringen CO2-Ausstoß. Das Gesamtgewicht der Dachkonstruktion beträgt einschließlich aller Seile, Knoten und des schmalen Ringbalkens nur 30kg/m2 – halb so viel wie das Dach des Olympischen Stadions in Peking.

16 km Stahlseil wurden zu einem Netz mit ca. 1.000 Knoten verbunden. Foto: London 2012

Die feuerverzinkten Knoten der innovativen Seilnetzkonstruktion wurden übrigens in Deutschland hergestellt und feuerverzinkt.

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