FEUERVERZINKEN
03 | 2016

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Schöner

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Modulare Toilettenhäuser mit Gitterrost-Fassade

Vorbildlich: Zeichen setzende Gestaltung in Kombination mit modularer Bauweise und dauerhaften Fassadenwerkstoffen.

Wer auf deutschen Autobahnen anhält um ein Toilettenhäuschen aufzusuchen, muss nicht selten mit dem Schlimmsten rechnen - Vandalismus-Schäden, Hygiene-Defizite und ein Gefühl eingeschränkter Sicherheit bei Dunkelheit. Im Zuge des Neubaus von Parkplätzen an Bundesautobahnen in Niedersachsen entwickelten gruppeomp architekten Prototypen für WC-Anlagen, die eine verbesserte Akzeptanz beim Nutzer erreichen sollen.

In einer ersten Erprobungsphase wurden 12 neue Anlagen an 7 Standorten gebaut. Aspekte wie Hygiene, Vandalismus-Resistenz sowie Sicherheit vor Kriminalität bei der Nutzung waren prioritäre Ziele der Planung. Die Toilettenhäuser bestehen aus verschiedenen Modulen, die kombiniert werden können. Der Basistyp verfügt über 4 Unisex WC-Module, einen Urinalraum und ein behindertengerechtes WC. Bei Bedarf kann noch ein Modul mit Duschraum ergänzt werden. Im hinteren Teil des Gebäudes befindet sich ein Technikraum zur Wartung der WCs. Jede Kabine verfügt über eine Waschtischeinheit mit Händetrockner und ist mit einem WC ausgestattet, das nach Benutzung im Technikbereich gereinigt und desinfiziert wird. Die Wand- und Bodenflächen bestehen aus fugenlosen Stahlkeramik-Paneelen und Epoxidharzböden. Die Räume werden über Oberlichtkuppeln natürlich belichtet.

Die einzelnen Module der Toilettenanlagen werden vormontiert zur Baustelle gebracht. Dadurch lassen sich die Bauzeiten auf den Parkplätzen reduzieren. Zusammengefasst werden die Module durch eine auskragende Dachscheibe, die Wetterschutz bietet. Die Dachscheibe kantet sich nach oben und verleiht dem Haus Logo-Charakter.


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Die Toilettenhäuser bestehen aus Betonfertigteilen, feuerverzinktem Stahl und schilderartig bedruckten Oberflächen. Eine auf Abstand montierte feuerverzinkte Gitterrostfassade mit feuerverzinkter Unterkonstruktion fasst die Betonmodule zusammen und schützt vor Vandalismus, insbesondere durch Graffiti-Angriffe. Durch den Moiré-Effekt der Roste wechselt die Wahrnehmung zwischen Beton und feuerverzinktem Stahl. Die bunte Eingangsfassade setzt einen Kontrapunkt zu den ruppigen Betonoberflächen. In Zusammenarbeit mit Prof. Andreas Uebele, büro uebele, wurde eine Fassade entwickelt, die zwischen großformatigem Bild, Landkarte und Graffiti pendelt. Im Bereich der Eingangsfassade wird der schützende Gitterrost durch eine bedruckte Fassade ersetzt, die zugleich den Außenraum unter dem Dach zu einem besonderen Ort werden lässt und jedem Standort eine individuelle Fassade zuordnet. Das Motiv ist eine Übersetzung der Höhenschichten wie sie aus Landkarten bekannt sind. Die Farben, die den Höhen zugeordnet werden, sind jedoch unüblich, wodurch die Höhenkarte zu einem graffiti-artigem Bild transformiert wird (Abb. 4).


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Die von gruppeomp architekten entwickelte PWC-Anlage besitzt Vorbild-Charakter für zukünftige Toilettenhäuser auf Raststätten. Die Zeichen setzende Gestaltung in Kombination mit modularer, serieller Fertigung und dauerhaften Fassadenwerkstoffen wie feuerverzinktem Stahl und Beton sind ebenso hervorzuheben wie die Lösung typischer Schwachpunkte derartiger Toiletten-Anlagen wie Anti-Graffiti-Schutz, Hygiene- und Sicherheits-Defizite. Gruppeomp architekten wurden für das Projekt mit mehreren Design- und Architekturpreisen ausgezeichnet.

Bonus-Bildmaterial
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