FEUERVERZINKEN
01 | 2015

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Lückenfüller

Slip-House, London

Prototyp zur Entwicklung urbaner Brachflächen

Feuerverzinkter Stahl und Profilbauglas geben dem Gebäude einen Industriebau-Charakter.

Das Slip-House ist ein Prototyp für eine neue Art des Reihenhausbaus. Es füllt eine ehemalige, kleine Baulücke zwischen den Häusern einer typischen Wohnhausreihe des Londoner Stadtteils Brixton. Drei schlichte, versetzt aufeinandergestapelte „Kästen“ verleihen dem Haus seine auffallende architektonische Form.

Außen ist es mit transparenten Profilbauglaselementen beplankt, die über das Flachdach hinausragen und einen Sichtschutz für die Dachterrasse bilden. Entworfen nach dem britischen „Code for Sustainable Homes“ (Gesetz für nachhaltiges Wohnen) ist das Slip-House u.a. mit einem unterirdischen Wärmespeicher und einer teils solarbetriebenen Erdwärmepumpe ausgestattet. Mit integrierter Photovoltaikanlage, einem Wildblumengarten auf dem Dach, Regenwassernutzung, minimalem Wasserverbrauch, mechanischer Belüftung mit Wärmerückgewinnungsfunktion und perfekt isolierten Räumen gehört das Haus zu den energieeffizientesten in Großbritannien.


Eine feuerverzinkte Skelett-Konstruktion bildet das Tragwerk des Hauses.

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Als Prototyp für eine neue Form der Brachflächenentwicklung in urbanen Bereichen ist es ein Paradebeispiel für nachhaltiges Design, das die oft gegensätzlichen architektonischen und energetischen Anforderungen mühelos miteinander in Einklang bringt. Die Idee hinter Slip-House war, ein platzsparendes Reihenhaus für ungenutzte städtische Flächen zu entwickeln, das nicht als Anlageobjekt oder Übernachtungsgelegenheit für Pendler dient, sondern als echter Wohnraum genutzt wird.

Das Konstruktionskonzept ist mehr als flexibel: Das Haus kann als Einfamilienhaus, als Zweifamilienhaus oder als Gewerbefläche mit Apartment genutzt werden. Nur die Außenwände sind tragend. Durch die offene Grundrissgestaltung können Wände und Raumteiler beliebig und mit minimalem Aufwand flexibel installiert werden, was das Haus nicht nur aus finanzieller, sondern auch aus umwelttechnischer Sicht nachhaltig macht. Der dauerhafte Erhalt des äußeren Gesamtbilds bleibt gewährleistet, weil das Gebäudeinnere ohne großen baulichen Aufwand individuell verändert werden kann. Die Architekten wollten mit einer Reihe orthogonaler Kastenformen die Breite des Grundstücks voll ausnutzen, um die Möglichkeit zu schaffen, weitere Häuser ganz einfach an den Seiten „anzuschließen“.

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Das Haus kann als Einfamilien- oder Zweifamilienhaus sowie als Gewerbefläche mit Apartment genutzt werden.

Slip-House wird von einem transparenten „Vorhang“ aus markanten Profilbauglaselementen umhüllt. Bei näherem Hinsehen fällt allerdings noch ein weiteres Material ins Auge: die offene Verwendung von feuerverzinktem Stahl. Ein speziell konstruierter, verspannter Stahlrahmen bildet das Gebäudeskelett. Die Architekten wollten den Stahlrahmen, wo immer möglich, sichtbar werden lassen – teils direkt, teils durch die halbtransparenten Profilbauglaselemente. Die einzelnen Stahlbauteile des Tragwerkes wurden feuerverzinkt und optisch optimiert, sodass sie als markantes Gestaltungselemente eingesetzt werden konnten. Rund 100 feuerverzinkte Halterkomponenten wurden für die Installation des Verglasungssystems entworfen und angefertigt. Ein weiteres auffälliges ästhetisches Element sind die passgenauen, feuerverzinkten Gitterroste, die als Geländer dienen. Die verzinkten Stahlkomponenten verleihen dem Gebäude zusammen mit den Glaspaneelen einen wirkungsvollen Industriebau-Charakter.

Das Slip-House wurde unter anderem mit dem Homes and Property’s Eco Living Award 2013, dem RIBA National Award 2013 und der Manser Medal 2013 ausgezeichnet.

Bonus-Bildmaterial
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Feuerverzinkter Stahl und Profilbaiglas geben dem Haus einen Industriebau-Charakter.
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Durch die offene Grundrissgestaltung können Wände und Raumteiler verändert werden.
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Das Slip-House ist ein Prototyp für eine neue Art des Reihenhausbaus.